Immer mehr Menschen erkennen ihre Fähigkeit, tiefer liegende Zusammenhänge und wirkende Kräfte sowie Energien wahrzunehmen, die anderen (noch) verborgen bleiben. Zugleich fühlen sie sich von starren, als fremdbestimmt empfundenen Strukturen in bedrängt, sind manchmal erschöpft von den Anforderungen, die unsere Arbeitswelt und deren vielfältigen Herausforderungen an sie stellen – gerade auch, wenn sie als Führungskraft wirken.
Die Gabe Hochsensibilität
Dabei lohnt sich der Blick auf die damit verbundenen "Skills" mehr denn je. Hochsensible Menschen sind überaus empathisch, verfügen über eine ausgeprägte Intuition sowie ein hohes soziales Verständnis, sind kreativ und voller Ideen - zunehmend auch mal weit über die Grenzen ihres „eigentlichen“ Tätigkeitsfeldes hinaus. Ihre differenzierte Wahrnehmung ermöglicht es ihnen, innerhalb kurzer Zeit Situationen und komplexe Themenfelder einzuschätzen und zum Beispiel auch die für sie sichtbar „im Raum“ stehenden und wirkenden Emotionen (und Befindlichkeiten) aufzufangen und einzuordnen. Und zwar innerhalb von Sekunden, sozusagen nebenbei.
Wunderbar, wenn das alles in die eigene Arbeit mit einfließen und wirken darf! Denn sprechen wir hier nicht von Kompetenzen, die mehr denn je gefragt sind, um Zukunft sinnvoll zu gestalten? Um bestehende Aufgaben kreativ und gleichsam sorgfältig zu lösen, Impulse zu geben und neue Wege zu gehen? Um nur ein Beispiel zu nennen: Allein das tiefer gehende Einfühlungsvermögen dürfte doch überall dort, wo es um persönliche Beziehungen und Kontakte geht, von immensem Wert sein. Welcher Kunde möchte sich nicht wirklich verstanden fühlen - und ehrlich angesprochen? Welcher Bewerber nicht "auf Augenhöhe" umworben werden. Insbesondere auch in der Konfliktlösung dürfte das Erkennen tiefer liegender Ursachen und unbewusster Verhinderer durchaus ein Beitrag sein.
Diese Kompetenzen sind unter anderem
- das tiefe Verstehen vielschichtiger Zusammenhänge in kurzer Zeit
- der Blick fürs große Ganze und über den bisherigen Erfahrungshorizont hinaus
- die Kreativität im Verbinden des bisher Gewussten und das Erweitern in einem größeren Zusammenhang.
Dieses Potenzial wird in meinen Augen bislang noch viel zu selten genutzt, dafür oftmals unterschätzt, im Zweifelsfall als lästig abgetan, und bringt Menschen, die diese hohe Sensibilität haben eher noch einen unliebsamen Stempel ein (oder bringt sie dazu, sich selbst einen zu verpassen). Ich wurde jüngst im Austausch mit einem Coaching-Kollegen an meinen eigenen Werdegang und einen wesentlichen Wendepunkt erinnert... Denn auch bei mir gab es diesen Oha!-Moment, in dem ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass die Wahrnehmungskraft, die sich weit über das Sichtbare hinaus erstreckt und meine Sensitivität eine Gabe sind, und nicht bloß ein Spleen. Ich bin meinem Mentor bis heute dankbar für diesen mehr als erhellenden "Hinweis".
Sensitivität hat hohe Kraft
Bis dahin bin ich an meine Grenzen gegangen, weil ich glaubte, mich passend (und damit kleiner) machen zu müssen. Um in Jobs zu funktionieren, um in bestehenden Strukturen nicht über die Maße aufzufallen und schon gar nicht Dinge zu benennen, die für andere eben nicht offensichtlich waren. Zauberhaft, nicht wahr? Und völlig sinnlos. Denn das hat, what a surprise, nicht besonders gut funktioniert.
Inzwischen verstehe ich die hohe Sensitivität als meine Kraft – da ich weiß, wie sehr sie mich ausmacht, wie sehr sie mir beiträgt und mich in allen Lebensfeldern bereichert. Ich weiß, was ich brauche... um sie als Stärke nutzen und weiter entfalten zu können. Das bringt nicht nur Leichtigkeit – ich entdecke immer wieder auch neue Facetten.
Daher liegt es mir sehr am Herzen, dafür zu „werben“, dass Beobachtungen, Eindrücke und daraus resultierenden Impulse und Lösungsansätze in unternehmerisches Handeln einzubeziehen. So können ganz neue Entwicklungsräume gestaltet und schöpferisches Potenzial genutzt werden, so können bislang unbekannte Ressourcen aufgedeckt und zugänglich gemacht werden. Mit anderen Worten:
Neue Wege, neue Lösungen
Ich möchte dazu anregen, diese vielschichtigen Wahrnehmungen viel stärker und viel selbst-verständlicher in den persönlichen und unternehmerischen Alltag zu integrieren. Denn hier liegen Antworten , die auf rational-analytischem Wege allein nicht zugänglich sind. Auf der Suche nach neuen Lösungen kommen wir angesichts der verflochtenen Systeme und ihrer jeweiligen Eigendynamik mit alten Mustern und Wissen nicht mehr sehr weit. Nutzen wir doch das, was viele Menschen - und insbesondere auch die Leader:innen von morgen schon mitbringen!
Hochsensibilität ist eine essenzielle Führungsqualität der neuen Zeit.